In dieser Zusamenfassung könnte sehr deutlich durch-schimmern, dass wir seit
Jahrhunderten ein falsch interpretiertes Menschen-bild mit uns herumtragen.
Daraus die Konsequenzen zu ziehen wird jedem einzelnen Betrachter selbst überlassen. Andererseits gäbe es gerade für die Institutionen, die eine Religion vertreten, die gute Gelegenheit, die Selbst-findung der Menschen in ihrem Werk in den Mittel-punkt ihrer Aufgaben zu stellen.
HINWEIS:
Es kann sein, dass das 2-spaltige Layout bei
einigen Smart-Phones
Probleme in der Darstellung macht.
ZUSAMMENGEFASST
Raum – Zeit – Punkt
Oft wird darüber nachgedacht, ob die Unterschiede eine Bedeutung haben, in dem in Genesis 1 nur von einem Gott und in Genesis 2 und 3 von einem Gott, der Herr, die Rede ist? Kann es sein, dass es in der Vorstellung der jüdischen Götterwelt nicht nur einen JAHWE gibt?
Ja, den Gott aus Genesis 1 kann man als den Herrscher über die drei Dimensionen des Raumes ansehen. Sein
jüdischer Begriff ist Ain Soph oder En Soph und meint den "Gott jenseits von Gott". Seine Kraft erfüllte schon immer, für uns heute heißt es "seit dem
Urknall", biblisch aber "Im Anfang", den Raum zwischen Himmel und Erde. Er ist derjenige Gott, der nicht nur für die physikalisch-chemische Bi-Polarität
des Universums "verantwortlich" ist. Diese Bi-Polarität ist ein absoluter und ständiger Begleiter nicht nur durch unsere gesamte menschliche Existenz. Daher findet sich sein Ein-Wirken, seine
universelle Kraft, auf und in jeder Materie – und Anti-Materie, bleibt aber in einem Zustand, den wir auf der menschlichen Ebene fast durchgängig als einen
gestaltlosen Geist bezeichnen würden. Diesem abstrakten Geist wird gelegentlich eine vierte Dimension zugeschrieben.
Diese zwei inneren Zustände, die "zuerst" da waren, enden nicht mit dem ersten Kapitel der Genesis, werden aber von einer weiteren Bedingung beeinflusst: der
Zeit. Diese Zeit bringt einen neuen biblischen Gott hervor. Dieser neue Gott erhält einen "Namen": JAHWE und er wird zu "der
Herr" über jedes zeitlich-menschliche Leben. Zwischen den Bi-Polen, dem Anfangs-Punkt der Entstehung (Ei + Same) und dem
End-punkt Tod. Wobei eine zuvor genannte Bedingung des Raumes menschlichem Leben durchgängig innewohnt, es ist die Bi-Polarität zwischen dem Geist
und der Materie. Diese zwei Bedingungen werden und sind von jedem Menschen durch seine Gefühle und über seinen Verstand steuerbar.
Die Steuerungen setzen zu zwei Zeit-Punkten im Leben ein. Der erste Punkt ist die am Ende von Genesis 2 geschilderte Situation der erfolgten Geburt, als der Mensch
sprach (Gen. 2,23). Hier nimmt er zunächst sein nacktes Dasein an Körper und Geist wahr, vielleicht noch in einem halb unter-bewussten Zustand.
In Genesis 3 wird der Zeit-Punkt einer bewussten Wahrnehmung abgehandelt. Sie gipfelt in der Bewusst-werdung, wenn jetzt der Geist, Adam seinen Körper wahrnimmt
und ihn mit dem Namen Eva, Leben benennt. Dieser Geist wohnt auch in der Frau, denn sie hatte zuerst von der köstlichen Frucht gegessen.
Was sich schon in den Interpretationen der Genesis Kapitel 1 bis 3 allmählich entwickelte, wird in den letzten drei Versen (Gen. 3,22-24) konkret, dass nämlich
kein Menschenpaar mit den Namen Adam & Eva aus einem Garten vertrieben wird.
Es ist eine jüdisch-griechische Sichtweise und Abhandlung über eine Mensch-werdung in der jeder einzelne, individuelle Mensch, der Frau oder Mann sein
kann, eine innere Psyche und einen äußeren Körper erhält – und letztlich der Zeitpunkt an dem er selbst die Verantwortung für sein Leben zu übernehmen hat.
Die Kurzfassung: Der durchgängige „Rote Faden“ in der Genesis ist eine verborgene Dualität, die sich entweder ergänzen oder widersprechen
kann. In Genesis 1 wird ein umfassender „Werkzeugkasten“ der die menschliche Psyche ausmacht beschrieben. In
Genesis 2 wird hintergründig ein Mensch gezeugt und in seinem Embryonalzustand, im „tiefen Schlaf“, die innewohnenden Potentiale der vollständig vorbereiteten
Psyche aus Genesis 1 – weiter in einem schlafenden Zustand in den Körper (die „Frau“) eingesenkt.
Ab der Geburt, Gen. 3,23 „Und der Mensch sprach: … “, ist der jetzt erweckte Mensch aufgefordert seine eingepflanzten, aber nur latenten psychischen Potentiale bewusst zu beleben. Ein ganz starkes Momentum dieser Belebung findet in Genesis 3 statt.
Im Körper der Frau hat sich die Pubertät geregt. Dies ist der Zeitpunkt, sich jetzt mit einer inneren Schlange zu unterhalten, die sie zu einer weiteren
Bewusstwerdung drängt. Der erste Körperimpuls wird an den Geist (Adam) in Form einer Frucht weitergegeben. Anmerkungen zur Frucht später. Die „Felle“ (Gen.
3,21), die Gott Adam und seiner Frau anlegt, meint ihre einsetzende Körperbehaarung. Jetzt muss in diesen Zeitrahmen eine in vielen Kulturen vollzogene Initiation gedacht
werden, nach der der Mensch den paradiesischen Schutz der Familie (zuvor die paradiesische Gebärmutter), der in allen Versen ein Garten ist, zu verlassen hat. Der
Mensch muss jetzt Selbst-Verantwortung übernehmen, in der Bibel wird dieser letzte Schritt eine Vertreibung genannt.
Wichtig war grundsätzlich in den verwendeten Metaphern der Genesis die "richtige" Übersetzung zu erkennen. So versteckte sich hinter
allen Formen vom Begriff „Wasser“ unsere Gefühlswelt. Die Feuchtigkeit, die den Ackerboden tränkte, bringt alle genannten Erscheinungen einer Pflanzenwelt
hervor, die übersetzt das weite Spektrum von Liebesformen meint. Gleichsam geben uns die „Augen der Tiere“ aus Genesis 1 verstandesgemäße Einsichten, die unser Bewusstsein
erweitern können. Beispiele: Um eine Übersicht zu gewinnen, nehmen wir die Vogel-Perspektive ein – Unser Verstand kann scharf und blitzend wie die Klinge von einem
Schwert sein.
Die wichtigsten Resultate der über 20-jährigen Beschäftigung mit der Tora bzw. Genesis sind
jedoch diese: 1. Die ersten drei Kapitel der Tora/Genesis sind ein eigenständiges Werk. Wörtliche Verbindungen in weitere Kapitel (z.B. Kain und Abel) dienen einer
bewussten Ablenkung. 2. Nirgendwo in den Versen werden Sie eine Unterscheidung zwischen Hautfarbe oder sexueller Orientierung finden. 3. Mann & Frau
werden definitiv genauso gleichberechtigt wie Geist & Körper abgehandelt. Die Metapher, dass der Mann über die Frau gestellt wird, heißt lediglich, geistiges Verlangen (Symbol Mann) sollte über körperliches (Symbol Frau) gestellt werden. 4. Wie bei einer (z.B. Stein-) Frucht, ist das reife Fleisch vergänglich (sterben), aber im festen Kern ruht der Keim für
ein „ewiges“ Leben. 5. Wir werden unser Selbst nur besser erkennen, wenn wir gewillt sind, uns in unseren Mitmenschen zu spiegeln und zu erkennen.
6. Wir können nach den gewandelten Inhalten der Genesis angstfrei durch unser Leben gehen. Dieser Gott hat uns
niemals mit Schuld beladen, im Gegenteil, er stellt uns äußere beschützende Wachen (Kerubim-Engel) an unseren Lebensweg und gibt uns auch den
inneren scharf-blitzenden Verstand mit (das Flammenschwert).
Andrea Wulf schreibt in ihrem wunderbaren Buch über die deutschen Romantiker Fabelhafte Rebellen, im EPILOG auf Seite 415,
... nach Novalis ...
"Er meinte damit, dass wir moralisch verpflichtet sind, uns nach innen zu wenden, um gute Mitglieder der Gesellschaft zu sein. Nur wenn wir uns unserer selbst voll
bewusst sind – unserer Bedürfnisse, unserer Wünsche und unserer Gedanken –, können wir den anderen wirklich annehmen. Diese Betonung des Ich bedeutet, dass sich selbst bewusst sein die
Voraussetzung dafür ist, sich des anderen bewusst zu sein und sich um ihn zu kümmern.
Nur durch Selbsterkenntnis können wir Empathie mit anderen empfinden. Nur durch Selbstreflexion können wir unser Verhalten gegenüber anderen hinterfragen. In diesem Sinne dient Selbstprüfung, oder Selbstbefragung dem Allgemeinwohl – uns, unserer Gemeinschaft, der Gesellschaft generell und unserem Planeten.“